Auch dieses Jahr gab es für die Kirchgemeinde Surbtal einen Kunstausflug. Im Raum Weinfelden-Amriswil konnten vielfältige Glasmalereien bestaunt werden.
Gleich zu Beginn konnte Elisabeth Heuberger einiges über die paritätischen Kirchen erzählen, eine Besonderheit des Kantons Thurgau. Von den einst 60 Kirchen, die von beiden Konfessionen genutzt wurden, gibt es heute noch deren 12. Das Verhältnis war im Laufe der Jahrhunderte nicht immer ganz einfach. Häufig kam es zu Reibereien. In Bussnang gehört die alte Kirche heute der evangelischen Gemeinde. Die Fenster der neuen katholischen Kirche, ein harmonischer Rundbau, zeigen in 14 farbenfrohen Bildern den Kreuzweg von Andreas Kübele. In Erinnerung bleibt auch der kostbare Kelch, den uns die Mesmerin zeigte.
In Weinfelden wurde die Parität schon 1901 aufgelöst. An erhöhter Stelle wurde 1902-1904 die denkmalgeschützte reformierte Kirche gebaut, eine stattliche Kreuzkuppelkirche wie wir sie von Südeuropa seit dem 6. Jahrhundert kennen. Der wuchtige zentrale Turm ist weithin sichtbar. Das Innere überrascht durch die einheitliche Ausstattung im Jugendstil, dem Stil der damaligen Zeit. Entsprechend weisen die Fenster Blumen-, Ranken- und Flechtmuster auf; bis auf die Bänke ist alles farblich aufeinander abgestimmt. In Sulgen wiederum wurde die alte Kirche die reformierte Kirche. Die 1961 erbaute katholische Kirche erinnert mit ihren geschwungenen Linien an Le Corbusier und Ronchamp. Die Architektur von Ernest Brantschen und die künstlerische Gestaltung von Ferdinand Gehr bilden ein harmonisches Gesamtkunstwerk. Die modernen Fenster mit konkreten Szenen illustrieren Gottes Begegnung mit den Menschen, von Adam und Eva bis zur neutestamentlichen Pfingstszene. Der anfänglich umstrittene Ferdinand Gehr hatte sich zu einem der bedeutendsten Kirchenmaler der Schweiz entwickelt. Vor der Weiterreise schätzten alle die wohlverdiente Kaffeepause.
Ein weiterer Höhepunkt war die 1964 eingeweihte evangelische Kirche beim Friedhof Oberaach. Der einfache zeltartige Bau von Bosshard Winterthur fügt sich vorbildlich in die ländliche Umgebung ein. Im Inneren leuchten auf der ganzen Nordseite die farbenfrohen Fenster von Köbi Lämmler. Sie symbolisieren das Abendmahl, das Leiden Christi, Pfingsten und die Dreieinigkeit. Die Überraschung des Tages war der Besuch unseres früheren Pfarrers Johannes Hug, der nun mit seiner Frau eine Nachbargemeinde von Oberaach betreut. Gross war die Freude des Wiedersehens; die Zeit bis zur Busabfahrt verging mit guten Gesprächen viel zu schnell!
Die letzte Station war in Amriswil. Die evangelische Kirche von 1892 mit dem höchsten Turm des Kantons birgt im Innern leuchtende Glasfenster von Carl Rösch. Sie stellen das Leben Jesu von der Geburt bis zur Grablegung dar. Auf dem Weg zum Bahnhof konnte das alte Pfarrhaus bewundert werden. Das stattliche Fachwerkhaus gehört zu den schönsten des Kantons. Von 1672 bis 1973 war es von Pfarrern bewohnt.
Beim Rösslibeck gleich gegenüber gab es vor der Heimreise einen letzten Kaffee und feine Süssigkeiten.
Elisabeth Heuberger