Für dieses Jahr hatte Elisabeth Heuberger etwas Spezielles vorbereitet, nämlich einen Ausflug in die Stadt Zürich, wo die Teilnehmenden am 31. Mai 2023 sechs eher unbekannte Kirchen vier verschiedener christlicher Konfessionen kennen lernen konnten.
Gleich zu Beginn ging es zur alten Kirche Wollishofen, einer typischen Dorfkirche. Die farbigen Glasfenster von Max Hunziker zu biblischen Themen laden zur Besinnung ein. In nächster Nähe steht die dem Heiligen Franziskus geweihte katholische Kirche. Auch hier sind die modernen Glasmalereien von Max Rüedi zum Sonnengesang und zur Schöpfung der kostbarste Schatz. Aufmerksamkeit verdienen auch die Fresken mit Szenen aus dem Leben des Heiligen und der geschnitzte Kreuzweg. Ein von Frauen geschaffener Bildteppich schmückt die Chorwand.
Durch den Park zu den Kirchen
Ein Spaziergang führte dann hinunter in den Belvoirpark, wo die Iris in voller Blüte standen. Mit etwa 120 Sorten ist es eine der grössten Irissammlungen der Schweiz. Durch den Rieterpark, es ist Zürichs schönster und grösster Landschaftspark mit altem Baumbestand, ging es zu den beiden Kirchen der Enge.
Versteckt und unscheinbar von aussen, ein Turm war nicht erlaubt, überrascht das Innere der Dreikönigskirche mit ihren leuchtenden Betonglasfenstern von Paul Monnier. Bei genauem Hinsehen entdeckt man unzählige Szenen aus dem alten und dem neuen Testament. Durch ein Villenquartier unter Rebbergen erreicht man die von weitem sichtbare reformierte Kirche, die das Stadtbild beherrscht. Der Kreuzkuppelbau im Neurenaissancestil, entworfen vom berühmten Architekten Friedrich Bluntschli, ist sowohl aussen als auch innen klar strukturiert. Im Innern richtet sich der Blick auf die Orgel, den Taufstein und die reichgeschnitzte Kanzel, das Prachtstück der Kirche. Die Dekorationsmalerei ist dezent; der Raum wirkt durch die grossartige Architektur.
Als die Katholiken um ihre Rechte kämpften
Speziell in der Enge konnten die Leute einiges über die Stadtentwicklung und die nicht immer ganz einfache Kirchengeschichte erfahren, die von der Reformation geprägt ist. Über lange Zeit waren den Katholiken weder Gottesdienste noch eigene Kirchen erlaubt. Noch im 20. Jahrhundert mussten sie für ihre Rechte kämpfen. Auch die reichen Industriellenfamilien wurden erwähnt, die sowohl zum Kirchenbau als auch zur Schaffung der Pärke beigetragen hatten. Ihre Villen prägen bis heute den bei der Eingemeindung reichsten Ortsteil der Stadt.
Einzigartige Architektur
Nach der Mittagspause im Garten der reformierten Kirchgemeinde und im Kafi Zytlos ging es zur einzigen evangelisch-lutherischen Kirche der deutschen Schweiz. Sie überrascht sowohl durch ihre geniale Architektur auf engstem Raum und ihre abstrakten, farbigen Betonglasfenster mit starkem Symbolgehalt. Der Blick richtet sich nach vorne auf ein einfaches Holzkreuz. Der zeltdachförmige Betonbau ist für Zürich einzigartig und erinnert daran, dass wir auf dieser Erde keine bleibende Stadt haben.
Mit offenen Armen empfangen
Zum Schluss durfte die Gruppe im serbisch-orthodoxen Kirchenzentrum Maria Entschlafen echt serbische Gastfreundschaft erleben. Zum ersten Austausch im Gemeinschaftsraum wurden gleich Getränke, Kuchen und Kaffee serviert. Danach ging es mit dem Erzpriester, Vater Miroslav, in die Kirche für eine Einführung in die Orthodoxie und den Raum, der mit seiner Kuppel an eine byzantinische Basilika erinnert. Der Theologe, der auch Kunst studiert hatte, malt die Kirche nach den überlieferten Vorlagen selber aus. Um ein Stück Himmelreich auf Erden zu holen, die Bilder und Ikonen sind Symbol dafür, verwendet er echtes Gold. Schade, dass die Zeit viel zu schnell verging! Man hätte dem Mann mit seiner positiven Ausstrahlung noch lange zuhören können. Die Begegnung bleibt unvergesslich.
Elisabeth Heuberger