Jesus lädt zu sich und Gott ein

„Draussen vor der Tür“, heisst das Theaterstück, das Wolfgang Borchert im Herbst 1946 geschrieben hat. Ein junger Mann namens Beckmann kehrt zurück nach Deutschland. Beckmann war im Zweiten Weltkrieg Soldat, dann in russischer Gefangenschaft. Von alledem schwer gezeichnet, findet Beckmann nicht mehr in sein altes Leben zurück, weil er überall abgewiesen wird. Er bleibt draussen vor der Tür, wo er stirbt ohne Wärme, ohne Antwort.

Die Erfahrung „abgewiesen zu werden“ hinterlässt eine tiefe Wunde. Abweisung – Menschen den Zugang zu verwehren, ist in diesen Tagen eine schmerzende Erfahrung an vielen Orten, in vielen Zusammenhängen. Im Übrigen nicht nur für diejenigen, die abgewiesen werden, sondern auch für die, die abweisen.

Die Jahreslosung für das Neue Jahr 2022 lautet „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Diese Worte treffen auf die aktuellen Herausforderungen des Alltags. Wie soll man denn dem Ruf Jesu trauen – gerade in diesen Zeiten? Abweisungen in mannigfaltiger Weise gehen mir an die Nieren. Zum Beispiel: Wenn Menschen versuchen – in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft – in Nussschalen Meere zu überqueren. Um dann, falls sie ihr Ziel lebend erreichen, dennoch in Massen zurückgeschickt zu werden. Menschen werden von Menschen abgewiesen: an den Grenzen, an Türen, in Beziehungen.

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ In den Worten strahlt eine andere Erfahrung auf – die des grundsätzlich in Liebe Angenommen-Seins. Dies gibt Kraft und Zuversicht – trotz aller Abweisung. Jesu Arme sind offen. Wir leben aus dieser Erfahrung – und lassen uns durch sie verändern.

Birgit Wintzer

Birgit Wintzer

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